Die Seminare, die ich im Wintersemester 2012/13 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg anbot, finden Sie im sb@home.
Die Seminare, die ich im Sommersemester 2012 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg anbot, finden Sie im sb@home.
Im Wintersemester 2011/12 bot in an der Leibniz Universität Hannover die beiden folgenden Seminare an:
„Wie
man wird, was man ist“ – Moderne Subjekt- und Identitätstheorien
Mi 14-16 Uhr, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50,
Raum: 3109 - 111 (bitte eventuelle Raumänderungen beachten!), Beginn:
19.10.2011
Den Seminarplan können Sie HIER herunterladen. Referate können ab sofort vergeben werden!
Die zentrale These
moderner soziologischer Subjekt- und Identitätstheorien lautet, dass
man nicht ist, was man ist, sondern dass Subjekt- und
Identitätsformen Produkt sozialer Prozesse sind: Das eigene Ich
entfaltet sich weder aus sich selbst heraus noch ist vor dem Sozialen
da, sondern die Form seiner Subjektivität wird ihm gewissermaßen
durch die soziale Sphäre ‚offeriert’. Kulturelle und soziale
Prägungen von Subjektivitätsformen sind, so könnte man sagen,
konkreten individuellen Identitäten vorgängig, so dass sich noch in
dem, was Menschen als ihr Eigenstes und Inneres begreifen,
Niederschläge jener gesellschaftlichen Formen, Diskurse und Umwelten
finden, in denen sie leben. Subjektivitäts- und Identitätsformen
werden aber nicht nur in sozialen Prozessen hervorgebracht, sondern
müssen permanent in ihnen bestätigt bzw. ratifiziert werden.
Im Seminar
werden wird uns zunächst mit soziologischen Konzepten der
Identitätsbildung und der Sozialisation befassen, uns dann der
Konstruktion und Aufrechterhaltung von Identität in sozialen
Kontexten widmen und schließlich der Analyse von
Individualisierungsprozessen zuwenden. Einen zweiten, teilweise
parallel geführten Strang des Seminars wird die Auseinandersetzung
mit jenen Konzepten bilden, mit denen in den Sozial- und
Geisteswissenschaften über Subjektivität, Identität und
Individualität nachgedacht wird. In diesem Zusammenhang werden uns
besonders jene Diskurse beschäftigen, die unsere Vorstellungen von
Identität entscheidend prägen bzw. geprägt haben, etwa die Debatte
über postmoderne Identitäten, Flexibilisierung, gender
identity oder Subjektbildung durch Triebunterdrückung.
Bitte beachten
Sie, dass dieses Seminar nicht der eigenen Identitätsarbeit dienen
soll; auch geht es nicht um Identitätssuche, Identitätsprobleme
oder psychosoziale Identitätsberatung bzw. Selbsthilfe.
Zu dieser
Veranstaltung wird ein Semesterapparat eingerichtet. Einen
ausführlichen Seminarplan und weitere Hinweise finden Sie auf meiner
Homepage: www.SvenLewandowski.de
einführende
Literatur:
Abels,H. (2010). Identität.
Über die Entstehung des Gedankens, dass der Mensch ein Individuum
ist, den nicht leicht zu verwirklichenden Anspruch auf Individualität
und die Tatsache, dass Identität in Zeiten der Individualisierung
von der Hand in den Mund lebt. 2., überarbeitete und erweiterte
Auflage. Wiesbaden: VS.
Die Familie und
das Paar Mi 16-18 Uhr, Leibniz Universität Hannover,
Schneiderberg 50, Raum: 3109 - 111 (bitte eventuelle Raumänderungen
beachten!), Beginn: 19.10.2011
Den Seminarplan können Sie HIERherunterladen. Referate können ab sofort vergeben werden!
Seit einigen Jahren ist ‚die’
Familie wieder in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt,
während innerhalb der Familiensoziologie zugleich eine gewisse
Blindheit gegenüber dem Paar vorherrscht. Zwar wird Paarbildung ganz
allgemein als eine Voraussetzung der Entstehung einer Familie
angesehen; sobald diese aber entstanden ist, scheint das Paar in der
Familie aufzugehen. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch ein
Spannungsverhältnis zwischen Paar und Familie auf: Auf
mikrosoziologischer Ebene löst die Elternschaft das Paar nicht auf –
Mann und Frau bleiben Partner, auch wenn sie Eltern werden. Und
umgekehrt liegt der Ziel der Paarbildung nicht (mehr) primär in der
Elternschaft.
Makrosoziologisch ist die (nicht nur
analytische) Differenz von Paar und Familie insofern von Bedeutung,
als von einer Krise der Paarbildungsprozesse kaum die Rede sein kann:
ganz im Gegenteil bilden sich weitaus mehr Paare als Familien –
allerdings lösen erstere sich auch wesentlich schneller auf. Darüber
hinaus scheint die Dynamik der modernen Paarbeziehung der Gründung
und dem Erhalt der Familie(n) nur bedingt zu bekommen.
Im Seminar wollen wir der Spur der
Differenz von Paar und Familie folgen, um so ein Bild von der Lage
der zeitgenössischen Familien- und Lebensformen zu gewinnen und der
Frage nachgehen zu können, wie die Zukunft der privaten Lebenswelten
diesseits und jenseits der Familie aussehen könnte.
Das Seminar bietet zugleich eine
Einführung in die Familien- und Paarsoziologie.
Seminarpläne, aktuelle Hinweise usw.
finden Sie auf meiner Homepage: http://www.SvenLewandowski.de
einführende
Literatur
Lenz,K., 2009:
Soziologie der Zweierbeziehung. 4. Auflage. Wiesbaden: Verlag
für Sozialwissenschaften.
Peuckert,R., 2008: Familienformen
im sozialen Wandel. 7., vollständig überarbeitete Auflage.
Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Im Sommersemester 2011 bot ich an der Leibniz Universität Hannover die beiden folgenden Seminare an:
Interaktions- und Kommunikationstheorien
Einerseits kann man, so ein bekannte These Paul Watzlawicks,
nicht nicht kommunizieren und andererseits sind Kommunikation und Interaktion
das, was die menschliche Gesellschaft hervorbringt und in ihrem Innersten
zusammenhält: Soziale Regelungen und Strukturen entstehen (ausschließlich)
durch menschliche Interaktions- und Kommunikationsprozesse, die eigene
Ordnungen ausbilden, die den Menschen als objektgleiche Realitäten
gegenübertreten.
Im Seminar werden wir zunächst erarbeiten, wie Kommunikation
und Interaktion soziologisch konzipiert
werden können, um uns anschließend der Frage zuzuwenden, wie in Interaktions-
und Kommunikationsprozessen jene (sozialen) Welten entstehen, die wir als
selbstverständlich erleben. Dabei wird sich zeigen, dass Interaktion und
Kommunikation den Nukleus des Sozialen ausmachen, sodass die im Seminar zu
behandelnden Ansätzen nicht lediglich auf die Analyse von konkreten
Interaktions- und Kommunikationsprozessen, sondern immer auch auf eine
allgemeine Theorie des Sozialen und der modernen Gesellschaft abzielen. Das
Seminar behandelt mit anderen Worten vornehmlich gesellschaftstheoretische
Ansätze, die von Kommunikation respektive Interaktion als basalen
Grundkonzepten ausgehen. Folglich werden wir vor allem über den Symbolischen
Interaktionismus (Mead, Goffman), die gesellschaftliche Konstruktion der
Wirklichkeit (Berger/Luckmann), Jürgen Habermas’ Theorie des kommunikativen
Handelns, Michel Foucaults Theorie des Diskurses sowie Niklas Luhmanns
systemtheoretischen Ansatz kommunizieren. Die konkrete Seminarinteraktion wird
sowohl Referate als auch Diskussionen über grundlegende Texte umfassen.
Von besonderer Wichtigkeit wird es zudem sein, die Begriffe
Interaktion und Kommunikationen einerseits analytisch und andererseits so zu
differenzieren, dass sich aus ihrer Differenz zugleich eine Theorie der
gesellschaftlichen Evolution entwickeln lässt. In diesem – und nur in diesem – Zusammenhang werden wir uns auch mit
Verbreitungs- bzw. Massenmedien befassen.
Ein Hinweis: Das zentrale Thema des Seminars sind weder die
modernen Massenmedien noch vermittelt das Seminar Interaktions- und
Kommunikationstechniken. Im Mittelpunkt stehen allein soziologische
Interaktions- und Kommunikationstheorien.
Zu dieser Veranstaltung wird ein Semesterapparat
eingerichtet. Einen ausführlichen Seminarplan und weitere Hinweise finden Sie
auf meiner Homepage: www.SvenLewandowski.de
einführende Literatur
Schützeichel,R. (2004).
Soziologische Kommunikationstheorien. Konstanz: UVK/UTB. Den Seminarplan können Sie HIER herunterladen.
Wie geht's der Familie? Zur Lage der Familien am Beginn des 21. Jahrhunderts
Seit einiger Zeit ist ›die‹ Familie wieder in den Fokus der
öffentlichen Aufmerksamkeit geraten. Betont wird in erster Linie, dass Familien
die Zukunft der Gesellschaft sicherten und ihr Wohlergeben deshalb von
öffentlichem Interesse sei. Zugleich gilt Familie als Privatsache und privates
Glücksversprechen schlechthin.
Die ›neue‹ Popularität des Familiären steht freilich in
einem auffälligen Kontrast zu den hohen Scheidungs- und Trennungsraten sowie
zur Kinderlosigkeit (insbesondere von Akademikerinnen). Beklagt werden darüber
hinaus ›strukturelle Rücksichtslosigkeiten‹ gegenüber der Familie und man hofft
dennoch, dass mittels familienpolitischer Maßnahmen die Realisierung
unerfüllter Kinderwünsche ermöglicht wird.
Vor dem Hintergrund dieser Debatten gewinnt die
Familiensoziologie an neuer Bedeutung: Ihre vornehmlichste Aufgabe ist es, eine
nüchtern-sachliche Beschreibung der Lage der Familien vorzunehmen und den
Wandel privater Lebensformen mittels theoretischer Modelle zu analysieren.
Im Seminar wird eine Orientierung an familiensoziologischen
Themen (Paarbildung, Lebensformen, Arbeitsteilung, Geburtenrückgang, Scheidung
usw.) mit verschiedenen familiensoziologischen Theorien so verschränkt, dass in
exemplarischer Weise ein umfassendes Panorama familiensoziologischer Denkweisen
entfaltet wird. Behandelt werden subjektive Dimensionen des Familiären, die
›harten‹ Fakten des Wandels der Familie sowie das Verhältnis von Familie und
Gesellschaft.
Zu dieser Veranstaltung wird ein Semesterapparat
eingerichtet. Einen ausführlichen Seminarplan und weitere Hinweise finden Sie
auf meiner Homepage: www.SvenLewandowski.de
einführende Literatur:
Peuckert,R. (2008).
Familienformen im sozialen Wandel. 7., vollständig überarbeitete Auflage.
Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Den Seminarplan können Sie HIER herunterladen.
Im Sommersemester 2010 bot ich an der Leibniz Universität Hannover die beiden folgenden Seminare an:
Die Sexualität(en) der modernen Gesellschaft
Mi 16-18, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50, Raum: 3109 - 111 (bitte eventuelle Raumänderungen beachten!), Beginn: 7.4.2010
In den Veränderungen des Sexuellen spiegelt sich wie unter einem Brennglas der allgemeine soziale Wandel: Viele sexuelle Verhältnisse, Lebensstile und Praktiken, die vor nicht allzu langer Zeit noch als undenkbar respektive ‚pervers’ galten, sind heutzutage so alltäglich, dass sie kaum noch öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Während eine genuine Sexualmoral verschwunden ist, lässt sich jedoch zugleich eine neue Problematisierung des Sexuellen beobachten: Sexualität und vor allem abweichende Sexualität wird (wieder) zunehmend als Risiko und Gefahr für die Gesellschaft gesehen und dient, in den Augen mancher Soziologen, der Etablierung eines neuartigen sozialen Kontrollregimes. Sexualität ist zugleich ein Bereich, in dem sich Individuelles und Gesellschaftliches überschneiden und an dem – in klassisch soziologischer Manier – zugleich gezeigt werden kann, dass und wie scheinbar Individuelles gesellschaftlich beeinflusst und strukturiert wird. Darüber hinaus zeigt eine soziologische Analyse der Sexualität, dass das Sexuelle weit mehr durch Soziales als durch Biologisches bestimmt wird. In Seminar werden wir uns mit Aspekten der Geschichte der Sexualität, dem allgemeinen sozio-sexuellen Wandel sowie mikrosoziologischen Analysen sexueller Interaktionen befassen. Darüber hinaus werden wir uns mit ausgewählten Untersuchungen zu einzelnen sexuellen Phänomenen wie etwa Prostitution, Pornographie, Jugendsexualität und Geschlechterkonstruktionen beschäftigen. Seminarpläne, aktuelle Hinweise usw. finden Sie auf meiner Homepage: http://www.SvenLewandowski.de
Eder,F.-X. (2002). Kultur der Begierde. Eine Geschichte der Sexualität. München: C.H.Beck.
Gagnon,J.H./Simon,W. (1973/2005). Sexual Conduct. The Social Sources of Human Sexuality. Chicago: Aldine.
Lautmann,R. (2002). Soziologie der Sexualität. Erotischer Körper, intimes Handeln und Sexualkultur. Weinheim/München: Juventa.
Lewandowski,S. (2004). Sexualität in den Zeiten funktionaler Differenzierung. Eine systemtheoretische Analyse. Bielefeld: transcript.
Schmidt,G. (2005). Das neue DER DIE DAS. Über die Modernisierung des Sexuellen. Gießen: Psychosozial.
Zeitschrift für Sexualforschung (1988ff.) Seminarplan
Die Rückkehr der modernen Familie?
Mi 14-16, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50, Raum: V.111, Beginn: 7.4.2010
Während sich die moderne Kernfamilie – bestehend aus verheirateten Eltern und ihren leiblichen Kindern – in den 1980er Jahren in der Krise befand und ihr keine große Zukunft vorausgesagt wurde, erlebt ‚die’ Familie seit einigen Jahren ein erstaunliches ‚Comeback’. In Medien und Politik ist sie wieder populär und auch im privaten Leben scheinen familiäre Bindungen an Bedeutung zu gewinnen. Zugleich steigen aber Trennungs- und Scheidungsraten und die Geburtenentwicklung stagniert weiterhin. Zudem scheint sich auch ein ‚Nichtfamiliensektor’ herauszubilden, also ein Bevölkerungsteil, der weder eine Familie im traditionellen Sinne bildet noch Kinder bekommt. Das Seminar wird sich sowohl mit der neuen Popularität des familialen Lebens als auch mit Lebensformen jenseits der (modernen) Familienstrukturen befassen und der Frage nachgehen, ob sich tatsächlich eine Rückkehr zur modernen Familie ausmachen lässt. Das Seminar richtet sich an sich an Studierende ab dem 2. Semester und führt zugleich in die Familiensoziologie respektive in die Soziologie privater Lebenswelten ein. Im Mittelpunkt des Seminars werden aktuellere Studien stehen. Seminarpläne, aktuelle Hinweise usw. finden Sie auf meiner Homepage: http://www.SvenLewandowski.de
einführende Literatur:
Hill,P.B./Kopp,J. (2006). Familiensoziologie. Grundlagen und theoretische Perspektiven. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Peuckert,R. (2008). Familienformen im sozialen Wandel. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Im Wintersemester 2009/10 bot ich an der Leibniz Universität Hannover die beiden folgenden Seminare an:
Die soziologische Theorie und das Religiöse
Mi 16-18, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50, Raum: 3109 - 110, Beginn: 21.10.2009
Die
Frage nach dem Verhältnis zum Religiösen berührt den Kern jeder Theorie
des Sozialen. Anhand der Behandlung des sozialen Phänomens der Religion
lassen sich grundlegende Aspekte und Unterschiede
gesellschaftstheoretischen Konzeptionen herausarbeiten. Die Antwort auf
die klassische ‚Gretchenfrage’ – „wie hältst Du’s mit der Religion?“ –
liefert somit zugleich eine Antwort auf die Frage nach der Konzeption
des Sozialen einer Theorie. Von daher ist es einerseits kein Zufall,
dass das Religiöse die Soziologie von ihrem Anbeginn an umtreibt.
Andererseits wäre es – aus dieser Perspektive – verfehlt, die
soziologische Auseinandersetzung mit dem Religiösen lediglich als
Bindestrichsoziologie, also als Religionssoziologie im engeren Sinne,
zu behandeln: Es geht nicht nur oder primär um Religion, sondern um das
Soziale selbst. Genau aus diesem Grund nimmt das Religiöse im Werk
nicht nur der klassischen Soziologen eine zentrale Stellung ein. Soziologische
Religionstheorien weisen somit eine ebenso erheblich Bandbreite auf wie
die soziologische Theorie selbst: von Karl Marx’ Diktum, die Religion
sei das Opium des Volkes, über Emile Durkheims Identifikation des
Religiösen mit dem Gesellschaftlichen, Max Webers Theorie religiöser
Gemeinschaften und seinen Analysen des Verhältnisses von Religion und
Wirtschaftsethik, Thomas Luckmanns anthropologischer Verankerung der
religiösen Komponente des Sozialen bis hin zu Niklas Luhmanns
Konzeption der Religion als eines der Funktionssysteme der modernen
Gesellschaft und Jürgen Habermas’ Debatte mit Joseph Ratzinger – immer
geht es, nicht nur untergründig, auch um eine Theorie der Gesellschaft. Das
Seminar wird dem Verhältnis von Gesellschaftstheorie und Religiösem
anhand der Lektüre und Analyse der einschlägigen Texte soziologischer
Klassiker nachspüren; es bietet damit zugleich eine – themenzentrierte
– Einführung in klassische wie neoklassische soziologische Theorien. Teilnahmevoraussetzung
sind erste Grundkenntnisse soziologischer Theorien und die Bereitschaft
zur umfassenden Lektüre nicht immer leichter Texte. Seminarpläne,
aktuelle Hinweise usw. finden Sie auf meiner Homepage:
http://www.SvenLewandowski.de
Literatur (Auswahl) Bourdieu,P. (2008). Religion. Schriften zur Kultursoziologie. Konstanz: uvk.
Durkheim,E. (1912/1994). Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Habermas,J./Ratzinger,J. (2004). Dialektik der Säkularisierung. Über Vernunft und Religion. Freiburg: Herder.
Luckmann,Th. (1991). Die unsichtbare Religion. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann,N. (2000). Die Religion der Gesellschaft. Herausgegeben von André Kieserling. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Simmel,G. (1906/1995). Die Religion. In ders. Gesamtausgabe Bd. 10. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Weber,M.
(1922/2005). Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die
gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß. Teilband 2: Religiöse
Gemeinschaften. Studienausgabe der Max-Weber-Gesamtausgabe. Band
I/22-2. Tübingen: J.C.B Mohr (Paul Siebeck). = Wirtschaft und
Gesellschaft, S. 227-363.
Mi 14-16, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50, Raum: V.110, Beginn: 21.10.2009
Seit
einigen Jahren ist ‚die’ Familie wieder in den Fokus der öffentlichen
Aufmerksamkeit gerückt, während innerhalb der Familiensoziologie
zugleich eine gewisse Blindheit gegenüber dem Paar vorherrscht. Zwar
wird Paarbildung ganz allgemein als eine Voraussetzung der Entstehung
einer Familie angesehen; sobald diese aber entstanden ist, scheint das
Paar in der Familie aufzugehen. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch
ein Spannungsverhältnis zwischen Paar und Familie auf: Auf
mikrosoziologischer Ebene löst die Elternschaft das Paar nicht auf –
Mann und Frau bleiben Partner, auch wenn sie Eltern werden. Und
umgekehrt liegt der Ziel der Paarbildung nicht (mehr) primär in der
Elternschaft. Makrosoziologisch ist die (nicht nur analytische)
Differenz von Paar und Familie insofern von Bedeutung, als von einer
Krise der Paarbildungsprozesse kaum die Rede sein kann: ganz im
Gegenteil bilden sich weitaus mehr Paare als Familien – allerdings
lösen erstere sich auch wesentlich schneller auf. Darüber hinaus
scheint die Dynamik der modernen Paarbeziehung der Gründung und dem
Erhalt der Familie(n) nur bedingt zu bekommen. Im Seminar wollen wir
der Spur der Differenz von Paar und Familie folgen, um so ein Bild von
der Lage der zeitgenössischen Familien- und Lebensformen zu gewinnen
und der Frage nachgehen zu können, wie die Zukunft der privaten
Lebenswelten diesseits und jenseits der Familie aussehen könnte. Das Seminar bietet zugleich eine Einführung in die Familien- und Paarsoziologie. Seminarpläne, aktuelle Hinweise usw. finden Sie auf meiner Homepage: http://www.SvenLewandowski.de
einführende Literatur Lenz,K., 2009: Soziologie der Zweierbeziehung. 4. Auflage. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Peuckert,R. (2005). Familienformen im sozialen Wandel. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Im Sommersemester 2009 bot ich an der Leibniz Universität Hannover folgende Seminare an:
Die Gesellschaft und ‚ihre’ Individuen – Soziologische Individualisierungstheorien von den Klassikern bis zur Gegenwart
Mi 16-18, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50, Raum: 3109 - 110, Beginn: 8.4.2009
Das
Verhältnis von Individuum und Gesellschaft und das Phänomen der
‚Individualisierung’ gehören zu den zentralen Fragen der Soziologie,
mit denen sie sich seit ihren Gründungsvätern befasst. Allerdings
fungiert das Stichwort ‚Individualisierung’ im sozialwissenschaftlichen
Alltag allzu oft als populäre ‚Zauber-’ bzw. Verlegenheitsformel, die
immer dann benutzt wird, wenn elaborierte Theorien fehlen oder man
schlichtweg nicht weiterweiß. Im Seminar soll der Begriff der
Individualisierung hingegen gesellschaftstheoretisch fundiert und dem
Sog der populärwissenschaftlichen Beliebigkeit entrissen werden.
Einerseits werden wir dabei den Paradoxien moderner Individualität und
den Widersprüchlichkeiten des gesellschaftlichen
Individualisierungsprozesses nachspüren und andererseits unser
Augenmerk auf die sozio-historische Genese moderner Individualität
richten. ‚Individualisierung’ kann zudem als ein roter Faden dienen,
um sich grundlegende soziologische Theorien und zentrale Werke der
Klassiker (insbesondere: Emile Durkheim, Georg Simmel und Max Weber)
sowie zeitgenössischer Autoren (u.a. Jürgen Habermas, Michel Foucault,
Niklas Luhmann und Ulrich Beck) zu erschließen. In diesem Sinne führt
das Seminar zugleich in die soziologische Gesellschaftstheorie ein. Seminarpläne, aktuelle Hinweise usw. finden Sie auf meiner Homepage: http://www.SvenLewandowski.de Den Seminarplan finden Sie HIER
Diesseits und jenseits der Familie ? – Der Monopolverlust der Kernfamilie und der Wandel privater Lebensformen
Mi 18-20, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50, Beginn: 8.4.2009
Der
Wandel der Familie und ihrer Formen wird seit jeher von zwei
widersprüchlichen Diskursen begleitet. Während die einen von einer
Krise der Familie sprechen und vor ihren drohenden Verfall warnen,
streichen die anderen nicht nur die Förderungswürdigkeit jeglicher Form
von Familie heraus, sondern wollen auch überall ‚Familie’ (bzw.
familienähnliche Formen) entdecken. Der Wandel der Familie wird also
einerseits überdramatisiert und andererseits werden die Augen vor ihm
verschlossen. Im Seminar wollen wir den Wandelungsformen der Familie
und der Entstehung neuer Formen privaten Lebens nachspüren. Leitfragen
sollen u.a. sein: - Spaltet sich die Gesellschaft in einen Familiensektor und einen Nichtfamiliensektor auf? -
Sind neue Lebensformen (wie Singles, Wohngemeinschaften,
‚living-apart-together’, Alleinerziehende etc) nur biographische
‚Durchgangsstationen’ ? - Lässt sich tatsächlich von einem dauerhaften Monopolverlust der Familie sprechen? - Werden Familiengründungen nur aufgeschoben oder willentlich unterlassen? - Welche gesellschaftlichen Funktionen übernehmen Familien? - Steuern wir auf eine kinderlose Gesellschaft zu? - Welche Zukunft bzw. Zukünfte hat ‚die’ Familie? - Besondere Aufmerksamkeit werden wir außerdem der Paarbeziehung widmen Das
Seminar richtet sich an sich an Studierende ab dem 2. Semester und
führt zugleich in die Familiensoziologie respektive in die Soziologie
privater Lebenswelten ein. Im Mittelpunkt des Seminars werden
aktuellere Studien stehen. Seminarpläne, aktuelle Hinweise usw. finden Sie auf meiner Homepage: http://www.SvenLewandowski.de
einführende Literatur Peuckert,R. (2008). Familienformen im sozialen Wandel. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Den Seminarpaln finden Sie HIER
Im Wintersemester 2008/09 bot in an der Leibniz Universität Hannover folgende Seminare an:
Sozialwissenschaftliche Fachzeitschriften – ihre
Verwendung, ihre Diskurse und ihre Relevanz im Studium und in der
wissenschaftlichen Praxis
Mi 16-18, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50, Raum: 3109-110 (V.110), Beginn: 15.10.2008
Diese
Veranstaltung richtet sich an Studierende aller
sozialwissenschaftlichen Studiengänge (Schlüsselkompetenzen/keine
spezifische Bereichszuordnung)
Wissenschaftliche Debatten
finden wesentlich in Fachzeitschriften statt, aber nur wenige
Studierende scheinen sie regelmäßig zu lesen… In diesem Seminar, das
sich an Studierende aller sozialwissenschaftlichen Studiengänge –
besonders an Anfänger, aber auch Fortgeschrittene, die bislang nicht zu
den regelmäßigen Lesern von Fachzeitschriften gehören – richtet, sollen
die wichtigsten sozialwissenschaftlichen Fachzeitschriften vorgestellt
und im Hinblick auf die in ihnen publizierten Artikel exemplarisch
behandelt werden. Wo erscheint was, wer publiziert wo, welche
Zeitschriften gibt es, welche Schwerpunkte werden behandelt, ‚publish
or perish’ – aber wo ? Zudem soll die Bedeutung der Fachzeitschriften
für den sozialwissenschaftlichen Diskurs ebenso näher beleuchtet werden
wie deren Entwicklung. Im Seminar soll die Fähigkeit, mit
Fachzeitschriften umzugehen, geübt werden; das (langfristige) Ziel
besteht darin, die TeilnehmerInnen davor zu bewahren, in Zukunft –
gerade auch im Hinblick auf prüfungsrelevante Arbeiten – wesentliche
aktuelle Literatur zu übersehen.
Wie geht’s der Familie ? Zur Lage der Familien am Beginn des 21. Jahrhunderts
Mi 14-16, Leibniz Universität Hannover, Schneiderberg 50, Raum: 3109-110 (V.110), Beginn: 15.10.2008
Seit
sich herumgesprochen hat, daß Deutschland auf eine demographische
Katastrophe zusteuert, die Renten nicht mehr sicher sind und der
Sozialstaat unfinanzierbar zu werden droht, ist ‚die’ Familie wieder in
den Blickpunkt von Öffentlichkeit, Medien und Politik geraten. Während
vor wenigen Jahren der Trend zur ‚postfamilialen Wahlverwandtschaft’
noch positiv konnotiert wurde, betont die öffentliche Debatte
zunehmend, daß die Kinder und Familie die Zukunft der Gesellschaft
sichern und somit keine Privatsache, sondern eine Angelegenheit von
öffentlichem Interesse seien (und darum gefördert werden müßten).
Familie ist somit sowohl ein privates Glücksversprechen als auch ein
bedeutender Produzent von Humanvermögen. Vor diesem Hintergrund ist
nicht nur die Kinderlosigkeit der Akademikerinnen (und zunehmend auch
der Akademiker) in der Kritik geraten, sondern auch der traditionelle
Familienbegriff. Zugleich werden strukturelle Rücksichtslosigkeiten der
modernen Gesellschaft gegenüber der Familie ebenso wie ihr
Funktionsverlust beklagt, während dennoch die Leistungen der Familie
für die Gesellschaft recht unkritisch gefeiert und für unverzichtbar
erklärt werden. Am aktuellen Diskurs fällt jedoch – neben der
weitgehenden Ausblendung der ‚negativen’ Leistungen der Familien (etwa
ihrem Beitrag zur Reproduktion sozialer Ungleichheit) – auf, daß eine
nüchtern-sachliche Analyse der wirklichen Lage der Familie(n) meist
unterbleibt und die Debatte vornehmlich ideologisch geführt wird. Das
Seminar will hingegen den Diskurs um die Familie jenseits von
Krisenszenarien, ökonomistischen und/oder sozialromantischen
Vorstellungen soziologisch unterfüttern und die naheliegende Frage in
den Mittelpunkt stellen – wie steht es wirklich um die Familien im
Lande? Zugleich führt das Seminar in die Familiensoziologie ein.
Im Sommersemester 2008 bot ich an der Leibniz Universität Hannover die beiden folgenden Seminare an:
Wertsphären und Funktionssysteme – Soziale Differenzierung, Rationalisierung und Modernisierung bei Max Weber und Niklas Luhmann
Max Weber und Niklas Luhmann sind zentrale soziologische Theoretiker. Ohne Kenntnis ihrer Werke lässt sich die zeitgenössische Soziologie weder studieren noch verstehen. Beider Schriften zeichnen sich nicht nur durch große thematische Vielfalt, sondern durch den Versuch aus, die Genese und Entwicklung der modernen Gesellschaft als (Aus-) Differenzierung von Wertsphären respektive von Funktionssystemen zu analysieren. Sowohl Weber als auch Luhmann fassen dabei das Ziel ins Auge, die moderne Gesellschaft als Ganzes zu beschreiben und die Soziologie (neu) zu fundierten; gleichwohl werden ihre Soziologien aber als einander radikal entgegen gesetzt wahrgenommen. Das Seminar versteht sich freilich weder als umfassende Einführung in Webers noch in Luhmanns Soziologie, sondern orientiert sich thematisch einerseits an den Analysen der beiden Autoren zu einzelnen Wertsphären bzw. Funktionssystemen (etwa: Wirtschaft, Recht, Religion, Politik, Wissenschaft) und rückt andererseits die Frage nach der Beschreibung der modernen Gesellschaft in den Mittelpunkt. Die entscheidenden Stichworte sind hier: Rationalisierung und Modernisierung, funktionale Differenzierung und Selbstreferentialität. Über all dem schwebt gleichsam Luhmann provokante These aus „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ (1997), dass „die Soziologie in der Gesellschaftstheorie seit den Klassikern keine nennenswerten Fortschritte gemacht“ habe. Anhand des Vergleichs der differenzierungstheoretischen Ansätze Max Webers und Luhmanns werden wir – mit Seitenblick auf Simmel, Durkheim und Parsons – untersuchen, ob Luhmann selbst die Gesellschaftstheorie – über Weber hinaus – tatsächlich so entscheidend vorangebracht hat, wie seine These suggeriert. Das Seminar richtet sich an Studierende, die über gesellschaftstheoretische Vorkenntnisse verfügen. Kontinuierliche Textlektüre ist unabdingbare Teilnahmevoraussetzung! Als Vorbereitung empfiehlt es sich, Webers berühmte Zwischenbetrachtung aus der Wirtschaftsethik der Weltreligionen zu lesen (vgl. Literatur).
Diesseits und jenseits der Familie ? – Der Monopolverlust der Kernfamilie und der Wandel privater Lebensformen
Der Wandel der Familie und ihrer Formen wird seit jeher von zwei widersprüchlichen Diskursen begleitet. Während die einen von einer Krise der Familie sprechen und vor ihren drohenden Verfall warnen, streichen die anderen nicht nur die Förderungswürdigkeit jeglicher Form von Familie heraus, sondern wollen auch überall ‚Familie’ (bzw. familienähnliche Formen) entdecken. Der Wandel der Familie wird also einerseits überdramatisiert und andererseits werden die Augen vor ihm verschlossen. Im Seminar wollen wird den Wandelungsformen der Familie und der Entstehung neuer Formen privaten Lebens nachspüren. Leitfragen sollen u.a. sein: - Spaltet sich die Gesellschaft in einen Familiensektor und einen Nichtfamiliensektor auf? - Sind neue Lebensformen (wie Singles, Wohngemeinschaften, ‚living-apart-together’, Alleinerziehende etc) nur biographische ‚Durchgangsstationen’ ? - Läßt sich tatsächlich von einem dauerhaften Monopolverlust der Familie sprechen? - Werden Familiengründungen nur aufgeschoben oder willentlich unterlassen? - Welche gesellschaftlichen Funktionen übernehmen Familie? - Steuern wir auf eine kinderlose Gesellschaft zu? - Welche Zukunft bzw. Zukünfte hat ‚die’ Familie? Das Seminar richtet sich an sich an Studierende ab dem 2. Semester und führt zugleich in die Familiensoziologie respektive in die Soziologie privater Lebenswelten ein.
Im Wintersemester 2007/08 bot ich an der Leibniz Universität Hannover die beiden folgenden Seminare an:
Inklusion/Exklusion Inklusion/Exklusion und die funktional differenzierte Gesellschaft. Von den Problemen der Systemtheorie mit Phänomenen sozialer Ungleichheit
Mi 16-17.30 s.t., Raum V.110, Beginn 17.10.07
Die
moderne Gesellschaft setzt auf Inklusion – und produziert zugleich
‚härtere’ und extremere Exklusionen als jede andere Gesellschaftsform.
Während soziale Ungleichheit aus systemtheoretischer Perspektive
gleichsam quer zur funktionalen Differenzierungsform der modernen
Gesellschaft steht, betont die Ungleichheitsforschung eine
Verschärfung sozialer Ungleichheiten und wirft der Systemtheorie vor,
diese nicht erklären zu können, ja gar zu beschönigen. In der
letzten Dekade haben sich Systemtheoretiker jedoch zunehmend
gesellschaftlichen Exklusionsphänomenen zugewandt und versucht, diese –
einer Anregung Luhmanns folgend – mit der Unterscheidung von Inklusion
und Exklusion zu fassen. So konnte gezeigt werden, daß sich extreme
soziale Ungleichheiten gleichsam als unbeabsichtigte Folgen der
funktionalen Differenzierung der modernen Gesellschaft ergeben. Im
Seminar werden wir einerseits an die aktuelle
Inklusions-/Exklusionsdiskussion der Systemtheorie wie der
Ungleichheitsforschung anknüpfen und andererseits zu klären versuchen,
wo, wie und warum beide Forschungsstränge trotz ähnlicher Begriffe
weitgehend aneinander vorbei reden. Darüber hinaus wird die Frage zu
klären sein, ob und wie sich Phänomene sozialer Ungleichheit aus
gesellschafts- und insbesondere systemtheoretischer Sicht fassen lassen. Neben
der regelmäßigen Teilnahme am Seminar und der Bereitschaft, ein Referat
zu übernehmen, werden (Grund-) Kenntnisse der sozialen
Ungleichheitsforschung sowie Erfahrungen mit soziologischen Theorien
der Gegenwart vorausgesetzt.
den Seminarplan inkl. Literaturliste zum Download finden Sie hier: Seminarplan
Wie geht’s der Familie ? Zur Lage der Familien am Beginn des 21. Jahrhunderts
Mi 18-20, Raum V.111, Beginn: 17.10.2007
Seit sich herumgesprochen hat, daß Deutschland auf eine demographische Katastrophe zusteuert, die Renten nicht mehr sicher sind und der Sozialstaat unfinanzierbar zu werden droht, ist ‚die’ Familie wieder in den Blickpunkt von Öffentlichkeit, Medien und Politik geraten. Während vor wenigen Jahren der Trend zur ‚postfamilialen Wahlverwandtschaft’ noch positiv konnotiert wurde, betont die öffentliche Debatte zunehmend, daß die Kinder und Familie die Zukunft der Gesellschaft sichern und somit keine Privatsache, sondern eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse seien (und darum gefördert werden müßten). Familie ist somit sowohl ein privates Glücksversprechen als auch ein bedeutender Produzent von Humanvermögen. Vor diesem Hintergrund ist nicht nur die Kinderlosigkeit der Akademikerinnen (und zunehmend auch der Akademiker) in der Kritik geraten, sondern auch der traditionelle Familienbegriff. Zugleich werden strukturelle Rücksichtslosigkeiten der modernen Gesellschaft gegenüber der Familie ebenso wie ihr Funktionsverlust beklagt, während dennoch die Leistungen der Familie für die Gesellschaft recht unkritisch gefeiert und für unverzichtbar erklärt werden. Am aktuellen Diskurs fällt jedoch – neben der weitgehenden Ausblendung der ‚negativen’ Leistungen der Familien (etwa ihrem Beitrag zur Reproduktion sozialer Ungleichheit) – auf, daß eine nüchtern-sachliche Analyse der wirklichen Lage der Familie(n) meist unterbleibt und die Debatte vornehmlich ideologisch geführt wird. Das Seminar will hingegen den Diskurs um die Familie jenseits von Krisenszenarien, ökonomistischen und/oder sozialromantischen Vorstellungen soziologisch unterfüttern und die naheliegende Frage in den Mittelpunkt stellen – wie steht es wirklich um die Familien im Lande? Zugleich führt das Seminar in die Familiensoziologie ein.
Im Sommersemester 2007 bot ich an der Leibniz Universität Hannover die folgenden beiden Seminare an:
Theorien sozialer Differenzierung
‚Soziale Differenzierung’ ist eines der ältesten theoretischen Konzepte der Soziologie und vielleicht auch ihr erfolgreichstes. Ob als Analyseraster für die Organisation industrieller Arbeit, die Entstehung neuer Lebensformen, gesellschaftlichen Wandel schlechthin, den Wandel der Städte, den Übergang zur modernen Gesellschaft oder als Gesellschaftstheorie – Differenzierungstheorien und ihre Einflüsse durchziehen beinahe den gesamten soziologischen Diskurs. Im Seminar wollen wir uns freilich auf die gesellschaftstheoretischen Aspekte konzentrieren und die Entwicklungen und Verzweigungen der Idee ‚soziale Differenzierung’ von den Klassikern (insbesondere Simmel 1890 und Durkheim 1893) bis hin zu neueren systemtheoretischen Konzepten verfolgen (Luhmann 1997). Das Seminar richtet sich ausschließlich an fortgeschrittene und gesellschaftstheoretisch interessierte Studierende. Kontinuierliche Textlektüre ist unabdingbare Teilnahmevoraussetzung!
Seminarplan
18.04.07 Allgemeine Einführung / Vorstellung des Seminarplans / Organisatorisches
25.04.07 Thematische Einführung – S.L.
02.05.07 – entfällt –
09.05.07 Vorläufer: Adam Smith und die Lehre der Arbeitsteilung (Smith 1776)
16.05.07 Georg Simmel: Über sociale Differenzierung I
inbes.: Kapitel 3: Die Ausdehnung der Gruppe und die Ausbildung der Individualität (S.169-198)
23.05.07 Georg Simmel: Über sociale Differenzierung II
insbes.: Kapitel 5: Über die Kreuzung der socialen Kreise (S.237-257) Kapitel 6: Die Differenzierung und das Prinzip der Kraftersparnis (S.258-293)
30.05.07 – Pfingstferien –
06.06.07 Emile Durkheim: Über soziale Arbeitsteilung I insbes.: Vorwort zur ersten Auflage (S.76-82) Einführung: Das Problem (S.83-91) 1. Buch, Kap. 1-4 (S.95-199) Empfehlenswerte Sekundärlisteratur: Luhmann (1977); Müller/Schmid (1999)
13.06.07 Emile Durkheim: Über soziale Arbeitsteilung II 1.Buch, Kap. 5-7 (S.200-286) Schlußfolgerung (S.466-480)
20.06.07 Niklas Luhmann (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft I Kap IV: Differenzierung (S.595-707)
27.06.07 Niklas Luhmann (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft II * Kap IV: Differenzierung (S.707-789)
04.07.07 Niklas Luhmann (2006b): Die Religion der Gesellschaft * Kap. 5: Die Ausdifferenzierung religiöser Kommunikation (S.187-225)
11.07.07 Nassehi (2004). Die Theorie funktionaler Differenzierung im Horizont ihrer Kritik.
18.07.07 Abschlußdiskussion
* Die so markierten Referatsthemen sind bereits vergeben
Schimank,U. (2001). Funktionale Differenzierung. Durchorganisation und Integration der modernen Gesellschaft. über
weitere Vorschläge, andere Schwerpunktsetzungen und besondere
Interessen der Teilnehmer oder ähnliches kann gesprochen werden
Literatur
Baraldi,C./Corsi,G./Esposito,E.
(1997/21998). GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme.
Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Durkheim,E. (1893/31999). Über
soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation höherer
Gesellschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Jung,W. (1990). Georg Simmel zur Einführung. Hamburg: Junius.
Lévi-Strauss,C. (1955/1998). Traurige Tropen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann,N.
(1977/1999). Arbeitsteilung und Moral. Durkheims Methode. S.19-38 in
Durkheim,E. Über soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation
höherer Gesellschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann,N. (1997). Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann,N. (2000a). Die Politik der Gesellschaft. Herausgegeben von André Kieserling. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann,N. (2000b). Die Religion der Gesellschaft. Herausgegeben von André Kieserling. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann,N. (Hg.) (1985). Soziale Differenzierung. Zur Geschichte einer Idee. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Müller,H.-P./Schmid,M.
(1999). Arbeitsteilung, Solidarität und Moral. Eine werkgeschichtliche
und systematische Einführung in die ‚Arbeitsteilung’ von Emile
Durkheim. S.481-531 in Durkheim,E. Über soziale Arbeitsteilung. Studie
über die Organisation höherer Gesellschaften. Frankfurt am Main:
Suhrkamp.
Nassehi,A. (1999). Differenzierungsfolgen. Beiträge zur Soziologie der Moderne. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Nassehi,A. (2004). Die Theorie funktionaler Differenzierung im Horizont ihrer Kritik. Zeitschrift für Soziologie, 33, 98-118.
Simmel,G.
(1890/1989). Über sociale Differenzierung. S.109-295 in ders. Aufsätze
1887-1890. Gesamtausgabe Band 2. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Smith,A. (1776/1974). Der Wohlstand der Nationen. Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen. München: dtv.
Weber,M. (1922/2005). Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß einer verstehenden Soziologie. Neu Isenburg: Melzer.
Formales
Der
Erwerb eines Leistungsnachweises erfordert: ein schriftlich
ausgearbeitetes Referat (inklusive handout) und eine Nachbesprechung
desselben. Die Ausarbeitung darf sich nicht in einer reinen
Nacherzählung der jeweiligen Literatur erschöpfen, sondern soll die
Seminardiskussion ebenso einbeziehen wie weitere Literatur. Eine
eigenständige Auseinandersetzung mit Texten und Themen muß erkennbar
sein. Zu diesem Behufe ist weitere Literatur hinzuzuziehen und
einzuarbeiten (mindestens drei weitere gedruckte Texte (keine:
Internetquellen), davon mindestens einer aus einer
sozialwissenschaftlichen Fachzeitschrift). Die schriftliche
Ausarbeitung soll einem Umfang von mindestens 30.000 und maximal 50.000
Zeichen haben (die Zeichenzahl – inklusive Satz- und Leerzeichen sowie
Fußnoten und Literaturverzeichnis – bitte auf dem Deckblatt vermerken). Für die Gestaltung der schriftlichen Ausarbeitung (Zitierweise etc) gelten die Richtlinien der Zeitschrift für Soziologie.
Diesseits und jenseits der Familie ? – Der Monopolverlust der Kernfamilie und der Wandel privater Lebensformen
Der Wandel der Familie und ihrer Formen wird seit jeher von zwei widersprüchlichen Diskursen begleitet. Während die einen von einer Krise der Familie sprechen und vor ihren drohenden Verfall warnen, streichen die anderen nicht nur die Förderungswürdigkeit jeglicher Form von Familie heraus, sondern wollen auch überall ‚Familie’ (bzw. familienähnliche Formen) entdecken. Der Wandel der Familie wird also einerseits überdramatisiert und andererseits werden die Augen vor ihm verschlossen. Im Seminar wollen wird den Wandelungsformen der Familie und der Entstehung neuer Formen privaten Lebens nachspüren. Leitfragen sollen u.a. sein: - Spaltet sich die Gesellschaft in einen Familiensektor und einen Nichtfamiliensektor auf? - Sind neue Lebensformen (wie Singles, Wohngemeinschaften, ‚living-apart-together’, Alleinerziehende etc) nur biographische ‚Durchgangsstationen’ ? - Läßt sich tatsächlich von einem dauerhaften Monopolverlust der Familie sprechen? - Werden Familiengründungen nur aufgeschoben oder willentlich unterlassen? - Welche gesellschaftlichen Funktionen übernehmen Familie? - Steuern wir auf eine kinderlose Gesellschaft zu? - Welche Zukunft bzw. Zukünfte hat ‚die’ Familie? Das Seminar richtet sich an sich an Studierende ab dem 2. Semester und führt zugleich in die Familiensoziologie respektive in die Soziologie privater Lebenswelten ein.
Seminarplan
18.04.07 Allgemeine Einführung / Vorstellung des Seminarplans / Organisatorisches 25.04.07 Thematische Einführung – S.L. 02.05.07 – entfällt – 09.05.07 Elisabeth Beck-Gernsheim (1990): Von der Liebe zur Beziehung ? 16.05.07 Karl Otto Hondrich (2004): Liebe in den Zeiten der Weltgesellschaft (S.7-59) 23.05.07 G. Schmidt et al. (2006). Spätmoderne Beziehungswelten 30.05.07 – Pfingstferien – 06.06.07 Der Preis der Liebe Referat: Eva Illouz (1997): Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche der Kapitalismus. Text für alle: Eva Illouz (2005): Vermarktung der Leidenschaft. 13.06.07 Meulemann (2007): Sind Kinder den Deutschen weniger wert geworden ? 20.06.07 Kast (2006): Die Liebe und wie sich Leidenschaft erklärt
27.06.07 Familiensoziologische Theorie I ´Meyer,Th. (1993). Der Monopolverlust der Familie. Vom Teilsystem Familie zum Teilsystem privater Lebensformen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 45, 23–40. 04.07.07 Familiensoziologische Theorie II ´ Burkhart,G. (2006). Positionen und Perspektiven. Zum Stand der Theoriebildung in der Familiensoziologie Brüderl,J. (2006). Was kann familiensoziologische Theorie ? Korreferat zum Beitrag von Günter Burkhart. 11.07.07 Stauder,J. (2006). Die Verfügbarkeit partnerschaftlich gebundener Akteure für den Partnermarkt. 18.07.07 Abschlußdiskussion
Literatur Abraham,M. (2006). Empirische Forschung und theoretischer Fortschritt in der Familiensoziologie. Korreferat zu Johannes Huininks Beitrag. Zeitschrift für Familienforschung, 18, 253-260. Beck-Gernsheim,E. (1990): Von der Liebe zur Beziehung ? Veränderungen im Verhältnis von Mann und Frau in der individualisierten Gesellschaft. S. 65-105 in Beck,U./Beck-Gernsheim,E. Das ganz normale Chaos der Liebe. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Beck-Gernsheim,E. (2006). Transnationale Heiratsmuster und transnationale Heiratsstrategien. Ein Erklärungsansatz zur Partnerwahl von Migranten. Soziale Welt, 57, 111-129. Böttcher,K. (2006). Scheidung in Ost- und Westdeutschland. Der Einfluss der Frauenerwerbstätigkeit auf die Ehestabilität. KZfSS, 58, 592-616. Brüderl,J. (2006). Was kann familiensoziologische Theorie ? Korreferat zum Beitrag von Günter Burkhart. Zeitschrift für Familienforschung, 18, 206-211. Bundesregierung( 2006). Familien zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit – Perspektiven für eine lebenslaufbezogene Familienpolitik. Siebter Familienbericht. Berlin: Bundestagsdrucksache 16-1350. Burkhart,G. (2006). Positionen und Perspektiven. Zum Stand der Theoriebildung in der Familiensoziologie. Zeitschrift für Familienforschung, 18, 175-205. Haubl,R. (2005). Wahre Liebe kostet nichts ? Erlebnisrationalität der romantischen Liebe. WestEnd, 2, Heft 1,119-130. Hirseland,A./Schneider,W./Wimbauer,Ch. (2005). Paare und Geld. Zur Ökonomisierung der Beziehungskultur. WestEnd, 2, Heft 1, 108-118. Hondrich,K.O. (2004). Liebe in den Zeiten der Weltgesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Huinink,J. (2006). Zur Positionsbestimmung der empirischen Familiensoziologie. Zeitschrift für Familienforschung, 18, 212-252. Illouz,E. (1997/2003). Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche der Kapitalismus. Frankfurt am Main: Campus. Illouz,E. (2005). Vermarktung der Leidenschaft. Bedeutungswandel der Liebe im Kapitalismus. WestEnd, 2, Heft 1, 80-95. Koppetsch,C. (2005). Liebesökonomie. Ambivalenzen moderner Paarbeziehungen. WestEnd, 2, Heft 1, 96-107. Kreyenfeld,M./Geisler,E. (2006). Müttererwerbstätigkeit in Ost- und Westdeutschland. Zeitschrift für Familienforschung, 18, 333-360. Meulemann,H. (2007): Sind Kinder den Deutschen weniger wert geworden ? Entwicklungen zwischen 1979 und 2005 in West- und Ostdeutschland. Soziale Welt, 18, 29-52. Meyer,Th. (1992). Modernisierung der Privatheit. Differenzierungs- und Individualisierungsprozesse des familialen Zusammenlebens. Opladen: Westdeutscher Verlag. Noyon,A./Kock,T. (2006). Living apart together. Ein Vergleich getrennt wohnender vs. zusammen lebender Paar. Zeitschrift für Familienforschung, 18, 27-45. Peuckert,R. (2005). Familienformen im sozialen Wandel. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Röhr-Sendlmeier,U.M./Yun,J. (2006). Familienvorstellungen im Kulturkontakt. Ein Vergleich italienischer, türkischer, koreanischer und deutscher junger Erwachsener in Deutschland. Zeitschrift für Familienforschung, 18, 89-110. Schmidt,G./Matthiesen,S./Dekker,A./Starke,K., 2006: Spätmoderne Beziehungswelten. Report über Partnerschaft und Sexualität in drei Generationen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Stauder,J. (2006). Die Verfügbarkeit partnerschaftlich gebundener Akteure für den Partnermarkt. KZfSS, 58, 617-637. Tyrell,H. (2006). Familienforschung – Familiensoziologie. Einleitende Bemerkungen. Zeitschrift für Familienforschung, 18, 139-147.
Formales Der Erwerb eines Leistungsnachweises erfordert: ein schriftlich ausgearbeitetes Referat (inklusive handout) und eine Nachbesprechung desselben. Die Ausarbeitung sollte eine Länge von mindestens 25.000 und maximal 35.000 Zeichen haben (die Zeichenzahl – inklusive Satz- und Leerzeichen sowie Fußnoten und Literaturverzeichnis – bitte auf dem Deckblatt vermerken). Für die Gestaltung der schriftlichen Ausarbeitung (Zitierweise etc) gelten die Richtlinien der Zeitschrift für Soziologie. Kommentare, Anregungen, Wünsche und Kritik sind explizit erwünscht: info@SvenLewandowski.de
auf meiner Homepage www.SvenLewandowski.de finden Sie unter „Seminare“ den Seminarplan, die Literaturliste und gegebenenfalls weitere aktuelle Hinweise
Im Wintersemester 06/07 bot ich an der Leibniz Universität Hannover zwei Seminare an:
Wie geht’s der Familie ? Zur Lage der Familien am Beginn des 21. Jahrhunderts
und
Individualisierung zwischen Lebenswelt und Systemtheorie
Individualisierung zwischen Lebenswelt und Systemtheorie Mi 14-16 Uhr, Beginn: 18.10.2006
Den Ausgangspunkt des Seminars bilden zwei kontrastierende Beobachtungen: Nach Niklas Luhmann zeichnet sich die moderne Gesellschaft durch eine Steigerung in doppelter Hinsicht aus: sie bietet zugleich mehr Möglichkeiten zu unpersönlichen und zu intensiveren persönlichen Beziehungen. Jürgen Habermas sieht hingegen die Gefahr einer zunehmenden Kolonialisierung der Lebenswelt durch systemische Imperative. Zugleich ist „Individualisierung“ eine populäre Floskel, die oftmals als sozialwissenschaftliche ‚Zauber-’ bzw. Verlegenheitsformel fungiert und benutzt wird, wenn elaborierte Theorien fehlen oder man schlichtweg nicht weiter weiß. Thematisiert werden vor allem Freiheitsgewinne und eine Steigerung der Möglichkeiten individueller Selbstverwirklichung… Im Seminar soll hingegen den Paradoxien moderner Individualität und den Widersprüchlichkeiten des gesellschaftlichen Individualisierungsprozesses nachgespürt werden. Unter besonderer Berücksichtigung systemtheoretischer Ansätze wird das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft ebenso analysiert werden wie die sozio-historische Genese moderner Individualität. Ziel ist es, den Begriff der Individualisierung gesellschaftstheoretisch zu fundieren und ihn so dem Sog populärwissenschaftlicher Beliebigkeit zu entreißen.
Teilnahmevoraussetzung: Das Seminar richtet sich ausschließlich an Studierende im Hauptstudium.
Seminarplan
18.10.06 Allgemeine Einführung / Vorstellung des Seminarplans / Organisatorisches
25.10.06 Thematische Einführung
1.11.06 Der Beginn der neuen Individualisierungsdebatte in der deutschen Soziologie Texte für alle (evtl. Referat): Ulrich Beck: Jenseits von Stand und Klasse ? (Beck 1983) Ulrich Beck: Individualisierung, Institutionalisierung und Standardisierung von Lebenslagen und Biographiemustern (Beck 1986: 205-219).
8.11.06 Historisch-geisteswissenschaftlicher Exkurs: Der ‚Entdeckung’ des Individuums in der Renaissance Texte für alle + Referat: Jacob Burckhardt: Entwicklung des Individuums (Burckhardt 1860: Kap. II, S.137-174) Jakob Burckhardt: Die Entdeckung des Welt und des Menschen (Burckhardt 1860: Kap. IV, S.280-352)
15.11.06 Selbstbeobachtung und Selbstthematisierungen I: Text + Referat: Alois Hahn: Zur Soziologie der Beichte (Hahn 1982/2000: 197-236)
22.11.06 Die Kritische Theorie und der Niedergang des (bürgerlichen) Individuums Referat + Text für alle: Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, Exkurs I: Odysseus oder Mythos und Aufklärung (Horkheimer/Adorno 1944: 50-87).
29.11.06 Individualisierung durch Macht und Überwachung Referat: Michel Foucault: Überwachen und Strafen (1975)
6.12.06 Selbstbeobachtung und Selbstthematisierungen II: Referat: Michel Foucault: Der Wille zum Wissen (1976)
13.12.06 Große Theorien I: Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns (1981) – Die Kolonialisierung der Lebenswelt Referat (Textgrundlage !): Zweite Zwischenbetrachtung: System und Lebenswelt (Habermas 1981:Bd. II:179-293) Schlußbetrachtung: Von Parsons über Weber zu Marx (Habermas 1981:Bd. II:445-593)
20.12.06 Weihnachtsferien
10.1.07 Große Theorien II: Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft Referat: Funktional differenzierte Gesellschaften Referat (Textgrundlage): Kapital 4: Differenzierung (Luhmann 1997a: 595-634, 707-776)
17.1.07 Exklusionsindividualität ? Text für alle: Niklas Luhmann (1987/1995). Die gesellschaftliche Differenzierung und das Individuum Referat: Niklas Luhmann: Individuum, Individualität, Individualismus (1989a: 149-258)
Alternativ: Cornelia Bohn/Alois Hahn: Selbstbeschreibung und Selbstthematisierung (1999)
24.1.07 Biographie und Lebenslauf Texte für alle + Referat:
Niklas Luhmann: Erziehung als Formung des Lebenslaufs (Luhmann 1997b: 11-29).
Uwe Schimank: Biografie als Autopoiesis. Eine systemtheoretische Rekonstruktion von Individualität (in ders. 2002: 221-234).
31.1.07 Modernity and Self-Identity Referat Anthony Giddens: The Trajectory of the Self (Giddens 1991: 70-108) Anthony Giddens: Tribulations of the Self (Giddens 1991: 181-208)
7.2.07 Abschlußdiskussion
Literatur
Baraldi,C./Corsi,G./Esposito,E., 1997: GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Beck,U., 1983: Jenseits von Stand und Klasse ? S. 43–60 in: U. Beck / E. Beck-Gernsheim (Hrsg.), Riskante Freiheiten. Individualisierung in modernen Gesellschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Beck,U., 1986: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Beck,U./Beck-Gernsheim,E., 1994 (Hrsg.): Riskante Freiheiten. Individualisierung in modernen Gesellschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bohn, C./Hahn, A., 1999: Selbstbeschreibung und Selbstthematisierung. Facetten der Identität in der modernen Gesellschaft. S. 33–61 in: H.Willems / A.Hahn (Hrsg.), Identität und Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Burckhardt,J., 1860/1997: Die Kultur der Renaissance in Italien. Frankfurt am Main: Insel.
Foucault,M., 1975/101992: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Foucault,M., 1976/51991: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit Band 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Fuchs,P., 1999: Moderne Identität – im Blick auf das europäische Mittelalter. S. 273–298 in: H.Willems / A.Hahn (Hrsg.), Identität und Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Giddens,A., 1991/2002: Modernity and Self-Identity. Self and Society in the Late Modern Age. Cambridge: Polity Press.
Habermas,J., 1981: Theorie des kommunikativen Handelns. 2Bde. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Hahn,A., 1982/2000: Zur Soziologie der Beichte. S. 197–236 in: A. Hahn, Konstruktionen des Selbst, der Welt und der Geschichte. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Hahn,A., 2000: Konstruktionen des Selbst, der Welt und der Geschichte. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Horkheimer,M./Adorno,Th.W., 1944/1993: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main: Fischer.
Huizinga,J., 1941/111975: Herbst des Mittelalters. Studien über Lebens- und Geistesformen des 14. und 15. Jahrhunderts in Frankreich und den Niederlanden. Stuttgart: Körner.
Institut für Sozialforschung, 1956/1991: Soziologische Exkurse. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.
Luhmann,N., 1982/21995: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann,N., 1987/1995: Die gesellschaftliche Differenzierung und das Individuum. S. 125–141 in: N. Luhmann, Soziologische Aufklärung 6. Die Soziologie und der Mensch. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Luhmann,N., 1989/1993: Individuum, Individualität, Individualismus. S. 149–258 in: N. Luhmann, Gesellschaftsstruktur und Semantik. Studien zur Wissenssoziologie der modernen Gesellschaft. Band 3. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann,N., 1995: Soziologische Aufklärung 6. Die Soziologie und der Mensch. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Luhmann,N., 1997a: Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Luhmann,N., 1997b: Erziehung als Formung des Lebenslaufs. S. 11–29 in: D.Lenzen / N.Luhmann (Hrsg.), Bildung und Weiterbildung im Erziehungssystem. Lebenslauf und Humanontogenese als Medium und Form. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Schimank,U., 2002: Das zwiespältige Individuum. Zum Person-Gesellschaft-Arrangement der Moderne. Opladen: Leske + Budrich.
Schroer,M., 2001: Das Individuum der Gesellschaft. Synchrone und diachrone Theorieperspektiven. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Willems,H. / Hahn,A., 1999 (Hrsg.), Identität und Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Formales
Der Erwerb eines Leistungsnachweises erfordert: ein schriftlich ausgearbeitetes Referat (inklusive handout) und eine Nachbesprechung desselben. Die Ausarbeitung sollte sich nicht in einer reinen Nacherzählung der jeweiligen Literatur erschöpfen und eine Länge von mindestens 30.000 und maximal 50.000 Zeichen haben (die Zeichenzahl – inklusive Satz- und Leerzeichen sowie Fußnoten und Literaturverzeichnis – bitte auf dem Deckblatt vermerken).
Für die Gestaltung der schriftlichen Ausarbeitung (Zitierweise etc) gelten die Richtlinien der Zeitschrift für Soziologie.
Kommentare, Anregungen, Wünsche und Kritik sind explizit erwünscht: info@SvenLewandowski.de
Wie geht’s der Familie? Zur Lage der Familien am Beginn des 21. Jahrhunderts Mi 18 s.t. - 19.30, Beginn: 18.10.2006
Seit sich herumgesprochen hat, daß Deutschland auf eine demographische Katastrophe zusteuert, die Renten nicht mehr sicher sind und der Sozialstaat unfinanzierbar zu werden droht, ist ‚die’ Familie wieder in den Blickpunkt von Öffentlichkeit, Medien und Politik geraten. Während vor wenigen Jahren der Trend zur ‚postfamilialen Wahlverwandtschaft’ noch positiv konnotiert wurde, betont die öffentliche Debatte zunehmend, daß die Kinder und Familie die Zukunft der Gesellschaft sichern und somit keine Privatsache, sondern eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse seien (und darum gefördert werden müßten). Familie ist somit sowohl ein privates Glücksversprechen als auch ein bedeutender Produzent von Humanvermögen. Vor diesem Hintergrund ist nicht nur die Kinderlosigkeit der Akademikerinnen (und zunehmend auch der Akademiker) in der Kritik geraten, sondern auch der traditionelle Familienbegriff. Zugleich werden strukturelle Rücksichtslosigkeiten der modernen Gesellschaft gegenüber der Familie ebenso wie ihr Funktionsverlust beklagt, während dennoch die Leistungen der Familie für die Gesellschaft recht unkritisch gefeiert und für unverzichtbar erklärt werden. Am aktuellen Diskurs fällt jedoch – neben der weitgehenden Ausblendung der ‚negativen’ Leistungen der Familien (etwa ihrem Beitrag zur Reproduktion sozialer Ungleichheit) – auf, daß eine nüchtern-sachliche Analyse der wirklichen Lage der Familie(n) meist unterbleibt und die Debatte vornehmlich ideologisch geführt wird. Das Seminar will hingegen den Diskurs um die Familie jenseits von Krisenszenarien, ökonomistischen und/oder sozialromantischen Vorstellungen soziologisch unterfüttern und die naheliegende Frage in den Mittelpunkt stellen – wie steht es wirklich um die Familien im Lande ? Zugleich führt das Seminar in die Familiensoziologie ein.
einführende Literatur
Peuckert,R. (2005). Familienformen im sozialen Wandel. 6. Auflage. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Seminarplan
18.10.06 Allgemeine Einführung / Vorstellung des Seminarplans / Organisatorisches
25.10.06 Thematische Einführung
1. Block: Subjektive Dimensionen der Familie
1.11.06 Auf dem Weg in die postfamiliale Familie ? Text + Referat: Elisabeth Beck-Gernsheim (1994)
8.11.06 Intimität als Demokratie in ‚reinen’ Beziehungen ? Text + Referat: Giddens (1991: 48-77)
15.11.06 Wirklichkeitskonstruktionen in Ehe und Paarbeziehung Text + Referat: Berger/Kellner (1965)
2. Block: hard facts
22.11.06 Wandel der Lebensformen Text + Referat: Peuckert (2005: 43-118)
29.11.06 Sozialer Strukturwandel der Familie Text + Referat: Peuckert (2005: 119-157)
6.12.06 Scheidung und Trennung I – Instabilität von Ehe und Familie Text + Referat: Peuckert (2005: 175-231)
13.12.06 Scheidung und Trennung II – Ist alles noch viel ‚schlimmer’ ? Text + Referat: G.Schmidt et al. (2006: 5-112; 147-154)
20.12.06 Weichnachtsferien
10.1.07 Der soziale Wandel der Rolle der Frau in Familie und Beruf Text + Referat: Peuckert (2005: 259-318)
17.1.07 Zukunft der Familie ? Texte + Referat: Westdeutschland – Text: Peukert (2005: 381-390) Ostdeutschland – Text: Peuckert (2005: 391-398)
24.1.07 Strukturelle Rücksichtslosigkeiten und die Produktion von Humankapital – Der Fünfte Familienbericht der Bundesregierung Text + Referat: BMFuS (1994)
31.1.07 Lebenslaufbezogene Familienpolitik ? – Der Siebte Familienbericht der Bundesregierung Text + Referat: Bundesregierung (2006)
7.2.07 Abschlußdiskussion
Literatur
Beck,U. / Beck-Gernsheim,E., 1990: Das ganz normale Chaos der Liebe. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Beck-Gernsheim,E., 1994: Auf dem Weg in die postfamiliale Familie. Von der Notgemeinschaft zur Wahlverwandtschaft. S. 115–138 in: U. Beck / E. Beck-Gernsheim (Hrsg.), Riskante Freiheiten. Individualisierung in modernen Gesellschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Berger,P.L. / Kellner,H., 1965: Die Ehe und die Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Abhandlung zur Mikrosoziologie des Wissens. Soziale Welt 16: 220-235.
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BMFSFJ, 2003 (Hrsg.): Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik. Lebensformen, Familienstrukturen, wirtschaftliche Situation der Familien und familiendemographische Entwicklung in Deutschland. Berlin: BMFSFJ.
Bundesregierung, 2006: Familien zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit – Perspektiven für eine lebenslaufbezogene Familienpolitik. Siebter Familienbericht. Berlin: Bundestagsdrucksache 16-1350.
Giddens,A., 1992/1993: Wandel der Intimität. Sexualität, Liebe und Erotik in modernen Gesellschaften. Frankfurt am Main: Fischer.
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Schmidt,G./Matthiesen,S./Dekker,A./Starke,K., 2006: Spätmoderne Beziehungswelten. Report über Partnerschaft und Sexualität in drei Generationen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Formales
Der Erwerb eines Leistungsnachweises erfordert: ein schriftlich ausgearbeitetes Referat (inklusive handout) und eine Nachbesprechung desselben. Die Ausarbeitung sollte eine Länge von mindestens 25.000 und maximal 35.000 Zeichen haben (die Zeichenzahl – inklusive Satz- und Leerzeichen sowie Fußnoten und Literaturverzeichnis – bitte auf dem Deckblatt vermerken)
Für die Gestaltung der schriftlichen Ausarbeitung (Zitierweise etc) gelten die Richtlinien der Zeitschrift für Soziologie.
Kommentare, Anregungen, Wünsche und Kritik sind explizit erwünscht: info@svenlewandowski.de